Adenauer hatte recht – Warum verfinstert sich das Bild der unter Hitler lebenden Deutschen?

Adenauer hatte recht
Adenauer hatte recht

Seit Jahren geht der Politologe und Jurist Prof. Konrad Löw einer einfachen Frage nach: Was hielten die Deutschen der Jahre 1933-1945 von der brutalen Judenverfolgung des NS-Regimes? Wie dachten sie über Boykott, Ausgrenzung, Verdrängung aus dem Staatsdienst, Enteignung und schließlich Deportation? Seine Ergebnisse sind eindeutig: Die Zahl der überzeugten oder gar aktiven Antisemiten war gering, die übergroße Mehrheit der Deutschen hat diese Politik abgelehnt. Auch und gerade die Aufzeichnungen der in Deutschland lebenden Juden über ihre nichtjüdischen Mitbürger bestätigen diesen Befund eindrucksvoll, ebenso die Dokumente von Regimegegnern, ausländischen Beobachtern und sogar interne Akten des NS-Regimes selbst. Löws Forschungen zeigen, dass Konrad Adenauer recht hatte, als er 1953 vor dem Bundestag erklärte: „Das deutsche Volk hat in seiner überwiegenden Mehrheit die an den Juden begangenen Verbrechen verabscheut und sich an ihnen nicht beteiligt.“

Doch diese Forschungsergebnisse Löws wurden in Deutschland keineswegs dankbar aufgenommen und gebührend verbreitet – im Gegenteil. Der 1931 geborene Wissenschaftler, der aus einem NS-kritischen Elternhaus stammt, sah und sieht sich erheblichem Druck ausgesetzt, bis hin zu massiven Polemiken gegen seine Person in großen Zeitungen. Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) meinte im Jahre 2004, sich öffentlich dafür entschuldigen zu müssen, dass sie „versehentlich“ einen Aufsatz Löws selbst verbreitet hatte. Gegen diese öffentliche Schmähung setzte Löw sich mit juristischen Mitteln zur Wehr und obsiegte 2010 vor dem Bundesverfassungsgericht. Es folgte nicht etwa eine endlich qualifizierte Berichterstattung über den gesamten Vorgang, sondern eine beispiellose Polemik großer Medien gegen das Bundesverfassungsgericht.

In seinem neuen Buch untersucht Konrad Löw die Hintergründe dieses Vorgangs und damit zusammenhängender Entwicklungen. Er zeigt erschreckende Fehlentwicklungen in Geschichtswissenschaft, Politik, Justiz und Medien auf, aber auch Gegenbewegungen, die Mut machen. Ein spannendes, ein bitter notwendiges Buch!